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Orientierung im Dschungel der Persönlichkeitsentwicklung

Autorenbild: Florian KeimFlorian Keim

Aktualisiert: 12. Apr. 2024



Persönlichkeitsentwicklung ist heute populärer denn je. Motivationsredner, Finanzgurus und Live Coaches füllen ganze Stadien mit Ihren Vorträgen. Die Angebote an Selbstoptimierungsmaßnahmen ala "Werde zur besten Version von dir selbst" überfluten den Markt. Doch warum ist das so? Was treibt Menschen zu diesen Angeboten und wie nachhaltig sind diese für die persönliche Transformation? Mehr dazu in diesem Artikel.


In den letzten 10 Jahren hat das Thema Persönlichkeitsentwicklung erheblich an Fahrt aufgenommen. Von Ted-Talks über Gedankentanken (Greator) bis zu einem sehr breiten Angebot an Speaker Events war plötzlich alles verfügbar und sehr gefragt. Ich habe selbst einige dieser Veranstaltungen besucht und war danach motiviert für schon lange anstehende Veränderungen in meinem Leben.


Die Beweggründe der Teilnehmer sind jedoch recht unterschiedlich. Die einen wollen die beste Version von sich selbst werden, andere die eigene Unzufriedenheit ergründen und einen neuen Fokus bekommen, etwas Neues lernen, motiviert werden oder sehen es als Strohhalm für eine aktuelle Sinn- oder Lebenskrise. So motivierend und teilweise beglückend ein solches Event auch sein mag, die positiven Effekte sind meist nach wenigen Tagen nach der Veranstaltung schon wieder verschwunden und der Alltag kehrt wieder ein. Was zurück bleibt ist der Wunsch nach Veränderung oder Bewegung in eine bestimmte Richtung. Jetzt weiß man ja wie, hat alles verstanden und müsste nur noch losgehen. Doch genau da liegt oft das Problem. Das rein kognitive Verstehen von Entwicklung und Veränderung bringt uns noch lange nicht in die Handlung. Die Motivation der Masse oft nicht die individuelle Motivation die es zum Aufbruch braucht. Persönliche Veränderung ist, nach meiner Erfahrung, eben nicht massentauglich, sondern hochgradig individuell. Jeder Mensch kommt mit seiner Vergangenheit, Erfahrungen, Werten, Glaubensgrundlagen und Herkunftssystemen daher und bekommt ein Stück weit suggeriert er oder sie könnte nach allgemein-gültiger Anleitung gesetzte Ziele erreichen und eine positive Veränderung herbeiführen. Die Realität und vor allem die Erfahrungsberichte von Menschen, die sich über viele Jahre mit dem Thema Persönlichkeitsentwicklung befasst haben, zeigen jedoch, dass es sehr viele Ansätze auf der Suche gebraucht hat um schließlich das zu finden was wirklich etwas bewirkt hat.


Wer sich die Hintergründe der Protagonisten einmal genauer anschaut, erkennt schnell eine mehr oder weniger deckungsgleiche Grundausbildung mit einigen Spezialisierungen in die ein oder andere Richtung. Die geschilderten Erfahrungen basieren meist auf intensiver Arbeit mit sich selbst durch die Hilfe von Mentoren, Coaches, Trainer und Therapeuten. Bei ihren Programmen folgen sie sehr geschickt dem Recyclingansatz. Bewährte Praktiken aus der Psychologie, Kurzzeit-Therapie, Philosophie usw. neu zu verpacken und als innovativen neuen Ansatz zu verkaufen. Was ist daran schlecht? Nichts? Nur die Reduzierung der Inhalte auf Massentauglichkeit ist was die Nachhaltigkeit für den Einzelnen fraglich macht. Wenn du so schonmal ein Event dieser Art besucht hast, frag dich einmal selbst welche Veränderung es in deinem Leben wirklich bewirkt hat?


Was man hier gut sieht, ist, das es die beworbene Abkürzung in den meisten Fällen einfach nicht gibt, sondern jeder der wirklich will den Aufwand sich intensiv mit sich selbst zu beschäftigen auf sich nehmen muss. Selbstreflexion im stillen Kämmerlein oder mit Freunden ist zwar gut aber gibt selten wirklich lebensverändernde Perspektiven preis. Stattdessen muss man Zeit, Geld und Willen investieren diesen Weg, gemeinsam mit gleichgesinnten und erfahrenen Begleitern, zu beschreiten.


Für mich war das damals den Wunsch nach einer NLP-Ausbildung, da ich dort die Theorie hinter den meisten Ansätzen wiedererkannte. Ich habe viele NLP-Bücher gelesen doch erst durch die Praxis und das persönliche Erleben dieser Ausbildungen verstanden, wie ich damals funktionierte. Auch heute halte ich eine NLP Practitioner Ausbildung noch für einen sehr soliden Startschuss in das Thema Persönlichkeitsentwicklung den ich nur wärmstens empfehlen kann. Aber auch hier gibt es Fallstricke.


Es gibt leider mittlerweile viele "Ausbildungen" oder mehrtägige Events, die mit Heilsversprechen locken und am Ende des Tages nichts anderes sind als Marketingveranstaltungen zum Verkauf von Produkten oder Dienstleistungen. Es ist für mich erschreckend mit wie wenig Gewissen die Veranstalter oft dilettantisch essenzielle Themen behandeln, dabei mit gefährlichem Halbwissen agieren und die Teilnehmer dann, teils traumatisiert, sich selbst überlassen oder nur durch Folgeangebote helfen und damit eine Abhängigkeit ausnutzen.


Die Anzahl an solide aufgesetzten Coaching / NLP Ausbildungen ist jedoch auch nicht so leicht zu durchschauen. Nicht jeder der sagt er hat eine NLP oder Coaching Ausbildung meint damit das gleiche. Vom 3 Tages Workshop zum NLP Practitioner, über 2 Wochenenden zur Coach-Ausbildung bis zum 7 Tage Trauma-Therapeuten ist da alles dabei. Titel sind dabei Schall und Rauch und sagen nichts über die Qualifikation des Qualifizierten aus. Das liegt daran das der Begriff Coach oder Therapeut nicht gesichert ist in Deutschland. So trifft man leider sehr oft auf "Coaches" die ihr Handwerk weder richtig verstehen, noch erfahren haben und noch viel gefährlicher auch falsch an anderen Anwenden. Gefährlich deshalb, weil es sich bei vielen Methoden um psychotherapeutische Methoden aus der Kurzzeit-Therapie handelt die im Zweifel auch entsprechend verantwortungsvoll und professionell begleitet werden müssen.


Solide Ausbildungen sind meiner Erfahrung nach mit einer deutlich höheren Zeitinvestition verbunden und gehen in der Regel über 20-30 Trainingstage. Sie beinhalten neben der theoretischen Wissensvermittlung, die Anwendung und Selbsterfahrung der einzelnen Formate sowie Selbst- und Gruppenreflexion der gemachten Erfahrungen. Darüber hinaus wird das erlernte noch in den persönlichen Kontext des Teilnehmers gebracht und in konkreten Alltagssituationen erprobt. Nur so kann der Anwender abschätzen, wie die Techniken funktionieren und welche Auswirkungen diese auf sich selbst und andere haben. Coaching Verbände wie (DVNLP, ECA, INLPTA und co.) haben sich zur Aufgabe gemacht die Qualität dieser Ausbildungen durch zu prüfende Inhalte, sowie zeitlichen Umfang als auch geprüfte Trainer sicherzustellen. Dies gibt zumindest ein Mindestmaß an Absicherung das die Ausbildung fundiert und nachhaltig ist.


Je nach eigenem Themengebiet und Beweggründen sich persönlich hier weiterzubilden ist ein intensiver Prozess erforderlich sich weiter mit sich selbst auseinanderzusetzen. Der Schlüssel ist dabei meist den Blick von außen auf den Blick nach innen zu richten und damit echtes Selbstbewusstsein zu erreichen. Es gibt hierbei keine einheitliche Methode, die allein auf dem Weg erfolgversprechend ist. Hat sich jedoch erst einmal eine Grundlage des "sich selbst Bewusst seins" gebildet, lässt sich bedeutend leichter Einschätzen, was der sinnvolle und nächste Schritt auf deinem ganz persönlichen Entwicklungsweg ist. Fakt ist jedoch, der Weg hört nie auf. Und wer sich kontinuierlich weiterentwickeln will muss neue Wege in die Selbsterfahrung gehen an Stelle sich an Ideen anderer zu klammern und auf eine wundersame Veränderung aus dem Nichts zu hoffen.







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